Vortrag anlässlich
der vom Wissenschaftszentrum Nordrhein-Westfalen ausgerichteten Tagung
"Homo ex machina? Visionen vom optimierten Menschen" am 12.12.2001 in Düsseldorf
Neue Wege in der Fortpflanzungsmedizin
- Diagnostik, Therapie, Selektion?
Linus S. Geisler
Biologisierung der Fortpflanzung
Der 25. Juli 1978 wurde mit
der Geburt der durch künstliche Befruchtung (IVF= in vitro Fertilisation)
erzeugten Louise Brown zugleich zur Geburtsstunde der Reproduktionsmedizin.
Sie hat sich mittlerweile zu einer monströsen Reproduktionsmaschinerie
entwickelt. Im vergangenen Vierteljahrhundert sind weltweit mehr als eine
Million Kinder durch In-vitro-Fertilisation (IVF) erzeugt worden [1] .
Dies war nur möglich für den Preis der Entleiblichung von Sexualität
und Fortpflanzung, der Trennung von Zeugung und Reproduktion und einer
radikalen Biologisierung und Medikalisierung der menschlichen Fortpflanzung.
Unfruchtbarkeit als Indikation
für reproduktionsmedizinische Eingriffe ist dabei häufig eher
definitorischer als biologischer Natur. Dies belegen Schwangerschaften,
die während Therapiepausen, nach erfolglosen IVF-Maßnahmen oder
unter psychologischer Beratung auftreten. Dabei sind die Erfolgsquoten
nach IVF und psychologischer Beratung praktisch gleich (14,6 vs.15,8%)
[2]. Selbst anonym gesprochene Gebete bewirken, wie eine vor kurzem im
Journal
of Reproduction publizierte Studie zeigt, zumindest statistisch eine
hochsignifikante Verbesserung der Schwangerschaftsquoten unter IVF (50%
vs. 26%) [3].
In einer annähernd parallelen
Entwicklung zur IVF ist Schwangerschaft, ursprünglich erlebt als Zustand
guter Hoffnung, durch vorgeburtliche Diagnostik (PND = Pränataldiagnostik)
zu einem Zustand schlimmer Vorahnungen geworden [4]. 70-80 Prozent der
Schwangerschaften werden als Risikoschwangerschaften eingestuft. Innerhalb
der letzten zehn Jahre hat sich die Frequenz der Pränataldiagnostik
in Deutschland auf rund 80.000 Eingriffe pro Jahr annähernd verdoppelt
[5] .
In einer quasi gläsern gewordenen Gebärmutter [6] vollzieht sich
Schwangerschaft als visualisierte Embryologie [7], als "Versuchsanordnung"
[8] mit offenem Ausgang, als Zustand auf Bewährung. Nicht in leiblicher
Einheit, sondern in abwartender Distanz erleben Frauen ihre Schwangerschaft.
Der Fetus gerät in eine Art Asylantenstatus. Je nach Befund kann er
einer "eliminierenden Fürsorge" [9] zum Opfer fallen. Die Umstellung
vom altmodischen "Geburtenfatalismus" zur "optionalen Geburt" (Peter Sloterdijk)
ist in vollem Gange [10] .
Trotz aller inszenierten
technikgebundenen Sicherheitsrituale kann PND ein gesundes Kind dennoch
nicht garantieren. Verpasste Abtreibungen wegen Behinderung werden inzwischen
durch höchstrichterlich zugesprochene Entschädigungen (Frankreich)
in siebenstelliger Höhe entschädigt [11].
Von der Reproduktionsmedizin
zur Reproduktionsgenetik
Es lassen sich vier medizinische
Eingriffsebenen in die menschliche Fortpflanzung identifizieren (Lene
Koch [12]):
1. |
Die Ebene von Ersatz, Reparatur
oder Umgehung von defekten Fortpflanzungsorganen, wie z.B. blockierter
Eileiter durch IVF oder ICSI.
ICSI (intracytoplasmatische
Spermieninjektion) ist die gezielte Einbringung eines einzelnen, willkürlich
ausgewählten Spermiums in das weibliche Ei [13] .
Diese Methode dient vorwiegend zur Behandlung der männlichen Unfruchtbarkeit
am Körper der Frau. Sie bewirkt u.a., dass genetisch bedingte Fruchtbarkeitsstörungen
des Mannes, an die nächste Generation "weiterervererbt" werden können.
Auf diese Weise produziert sie eine neue Generation unfruchtbarer Klienten
für die Reproduktionsmedizin [14] .
Dies ist die Ebene der noch
relativen
Unschuld.
|
2. |
Auf der zweiten Ebene geht
es um den Austausch der an der Fortpflanzung beteiligten Personen, z.B.
durch Samen- oder Eizellspende oder durch Leihmutterschaft. Imponierend
die riesigen Samenbanken im dänischen Aarhus [15]
oder in Kalifornien (California Cryobank) [16] .
Dies ist die Ebene des Personenaustauschs.
|
3. |
Auf der dritten Ebene wird
der Fortpflanzungsvorgang zeitlich und räumlich entkoppelt, z.B. durch
Kryokonservierung [17], d.h. Tieffrieren von Eizellen, Spermien, befruchteten
Eizellen (sog. Vorkernstadien) oder Embryonen in flüssigem Stickstoff
bei minus 196 Grad Celsius.
Alleine in den USA sind
heute mehr als 100.000 solcher "Souls on Ice" oder Gefrierfachwaisen gelagert.
Jährliche Zuwachsrate ca. 20.000. Nicht selten sind sie die Hinterlassenschaft
von zerbrochenen Beziehungen, Scheidungen oder eines ad acta gelegten Kinderwunsches.
Nach Ablauf der fünfjährigen Aufbewahrungsfrist für kryokonservierte
Embryonen wurden am 1. August 1996 in England 3300 tiefgefrorene Embryonen
durch Auftauen oder Auflösung in einem Gemisch aus Weinessig und Alkohol
zerstört [18].
Dies ist die Ebene der
räumlich-zeitlichen Diskontinuität.
|
4. |
Auf der vierten Ebene geht
es um den Zugriff auf die genetische Identität, zum Beispiel durch
Präimplantationsdiagnostik (PID) oder Eingriffe in die Keimbahn. Damit
ist die Ebene der Instrumentalisierung, der Selektion und
der Manipulation erreicht. Der Schritt von der Reproduktionsmedizin
zur Reproduktionsgenetik ist vollzogen. |
|
PID soll genetisch belasteten,
aber fruchtbaren Paaren zum eigenen und zugleich genetisch "gesunden" Kind
verhelfen. Es werden im Reagenzglas 8-10 Embryonen erzeugt, denen am 3.
Tag nach der Befruchtung 1-2 Zellen zur genetischen Diagnose entnommen
werden. Einer nicht unfruchtbaren Frau werden dabei alle körperlichen
und seelischen Belastungen der IVF und die möglichen Risiken, z. B
durch hormonelle Überstimulation aufgebürdet. Nach dem Prinzip
"search and destroy" [19] werden die unerwünschten Embryonen vernichtet
und die erwünschten in den Uterus der Frau eingebracht.
Erzeugung, Selektion und
Tötung von Embryonen liegen als durchgehende und intendierte Handlungsabfolge
in ärztlicher Hand. Mit dieser ärztlichen "Dienstleistung" -
es gibt weder einen Heilauftrag noch einen Patienten - wird die Tötung
frühen menschlichen Lebens zum Instrument der Fortpflanzungsmedizin.
Nicht einmal ein antizipierendes
Einverständnis kann unterstellt werden, denn eine Person, die wenigstens
nachträglich befragt werden könnte, entsteht gar nicht erst [20].
Alternativen wie heterologe
Insemination, Adoption, Pflegschaft oder Sublimierung des Kinderwunsches
werden ausgeblendet.
Mit
der PID untrennbar verbunden ist eine erhöhte Quote von Mehrlingsschwangerschaften
(ca. 27%) und damit von Frühgeburten. Frühgeborene wiederum weisen
erhöhte Fehlbildungsquoten und Entwicklungsstörungen auf [21] .
So schafft eine selektionierende Reproduktionstechnik, die ihre Legitimation
aus dem Versprechen bezieht, Behinderung zu vermeiden, selbst behinderte
Menschen.
Der Versuch, durch Selektion
"untauglicher Embryonen" vor der Einpflanzung in den Uterus menschliches
Leben frei von Behinderung gestalten zu können, erweist sich sowieso
als utopischer Ansatz: nur ca. 3% aller Behinderungen sind angeboren, 97%
entstehen durch Einflüsse, die nach der Geburt wirksam werden. Lediglich
0,1-0,5% aller Behinderungen beruhen auf Chromsomendefekten, davon wiederum
ist nur ein Bruchteil diagnostizierbar [22]. Ein viel breiterer (indirekter)
selektiver Effekt der PID kommt durch ihre Rückwirkung auf die gesellschaftliche
Wahrnehmung von Behinderung zustande.
Ausgangspunkt der IVF war
die Hilfeleistung in einer Notsituation. Der Kinderlosigkeit lagen meist
krankhafte Eileiterveränderungen der Frau zugrunde. Diese Indikation
gilt heute allenfalls noch für 40% der reproduktionsmedizinischen
Eingriffe. Die Techniken der Fortpflanzungsmedizin beinhalten inzwischen
die assistierte Erzeugung des Menschen ebenso wie seine Verhinderung und
seine Tötung.
Die Reproduktionsmedizin
beschafft das Wunschkind, gleichgültig ob dahinter das Leiden an der
Unfruchtbarkeit oder neurotisch-verbissene Besitzansprüche stehen,
und sie selektioniert mit gleicher Routine das potentielle "Horror"kind
[23] .
Von der Selektion zur
Optimierung
Die Biodiktatur der "Normalisierungsgesellschaft"
im Foucaultschen Sinne fordert ihren Tribut. Sie relativiert die Autonomie
der Frau oder des Paares, die in diese Selektionstechnik einwilligen, bis
zum inhaltslosen Phantom. Was als individuelle, verantwortlich und selbstbestimmt
getroffene Entscheidung imponiert, ist in Wahrheit vielfach das Diktat
gesellschaftlicher Lebenswertzuschreibungen. Die Frau wird als Erfüllungsgehilfin
für das "soziokulturelle Projekt" des fehlerfreien Kindes nach Maß
missbraucht [24]. Diese "neue Eugenik", so der französische Reproduktionsmediziner
Jacques Testart, ist "nützlich, schmerzfrei und effizient" [25].
Inzwischen wird PID routinemäßig
zur Verbesserung der IVF-Resultate eingesetzt, in dem zur Einpflanzung
besonders gut geeignete Embryonen ausgewählt werden. Eine Art "IVF-Tuning",
das gerade in England anläuft. Diese Entwicklung markiert den gleitenden
Übergang von der Selektion zur Optimierung [26].
Der in vitro erzeugte Embryo
erfährt radikale Umdeutungen und metaphorische Verbiegungen [27] .
Er wird zum Zellhaufen, dem nichts Menschliches anhaftet und gilt lediglich
als Symbol eines künftigen Menschen ("symbol of future human life"
[28]). Gleichzeitig wird er mehr zum Wunschkind von Wissenschaftlern als
von Eltern, zum "Joker" des Lebens, zu einem Xanadu (Wunderland) der Forschung
[29].
Die Herangehensweise an den
Embryo ist gnadenlos [30]. Im Überschuss - meist im Rahmen von PID
- erzeugt, wird er mit dem fatalen Terminus vom "überzähligen
Embryo" belegt. Überzähligkeit von Leben suggeriert aber automatisch
eine Verengung der Optionen auf Verwerfung oder Verbrauch durch Forschung.
Das ursprüngliche Problem "woher die Embryonen nehmen?", hat sich
zum Problem "wohin mit den Embryonen?" pervertiert.
Inzwischen wurden in den
USA Embryonen gegen Bezahlung der Spenderpaare erzeugt, die ausschließlich
zur Tötung für die Stammzellforschung bestimmt sind. Ihnen wurde
also a priori jede Chance zu einer eigenen Biographie verwehrt (Arbeitsgruppe
um Susan Lanzendorf, Norfolk, Virginia [31]).
Der Schritt in Richtung Keimbahnmanipulation
ist im Zuge einer "Optimierungstechnik" der IVF bereits vollzogen: Eizellen
unfruchtbarer älterer Frauen wurden mit Zellplasma aus fremden Eizellen
junger Frauen "aufgefrischt". Durch Beimischung der DNA aus den Mitochondrien
der Eizellespenderin besitzen die mit dieser Methode geborenen Kinder genetisches
Material von drei verschiedenen Menschen [32]. Diese etwa 30 keimbahnmanipulierten
Kinder, die inzwischen bis zu vier Jahre alt sind, werden ihre künstlich
erzeugte Genmischung an alle nachfolgenden Generationen weitervererben.
Inzwischen hat sich herausgestellt, dass zwei der mit Hilfe der neuen Reproduktionsmethode
erzeugten Föten einen genetischen Defekt aufwiesen (Turner-Syndrom)
[33].
Von einem radikalen reproduktionstechnischen
Imperativ zeugen diverse, zum Teil noch experimentelle Techniken: Zwischenlagerung
weiblicher Eierstockanteile in Tieren (Mäuse) [34] ,
Gewinnung unreifer Eizellen aus abgetriebenen Feten oder die Verpflanzung
unreifer Samenzellen zur Ausreifung in die Hoden einer anderen Spezies
[35, 36].
Das gesunde, das naturbelassene
Kind erweist sich mehr und mehr als Auslaufmodell. Der Köder der Utopie,
der jenes Überkind erträumen lässt, das alle eigenen Lebensbrüche
und Versagensnarben vergessen macht, hakt sich immer tiefer in das Fleisch,
dem gentechnische Optimierungskünste noch versagt blieben. Das Überkind
wird zur Projektionsfläche für ungezügelte Träume,
zum Garant paradiesischer Zukünfte. Es wird, wie Peter Gross es genannt
hat, zum "genetischen Christkind", das alle Wünsche erfüllt [37].
Dem Herabsteigen dieses gesegneten
Kindes auf unsere Menschenwelt stehen naturwissenschaftlich betrachtet
allerdings kaum überwindbare Barrieren entgegen.
Genom, Proteom, Physiom
Das klassische molekulargenetische
Paradigma, wonach ein Gen mit einer Eigenschaft oder einer
Funktion im Körper kausal verknüpft ist, gilt als überholt.
Gene sind, anders als Chromosomen,
keine materiellen Objekte, sondern Konzepte, die allerdings in den letzten
Jahrzehnten viel historischen Ballast angesammelt haben [38]. Es gibt mehr
Eigenschaften als Gene und bestimmte Eigenschaften werden in der Regel
von vielen Genen beeinflusst. Überspitzt ausgedrückt: man wird
vielleicht von keinem Gen jemals wirklich genau wissen, was es alles beeinflusst
(Christiane Nüsslein-Volhard) [39].
Letztlich erweist sich das
Genom als nur
eine Organisationsebene des Lebendigen. Die biowissenschaftliche
Deutungsmacht suggeriert allerdings dem Laien mit einem überfrachteten
Begriff vom Gen nicht nur, wo auf ihrem Feld die Normalitäten und
die Abweichungen lokalisiert sind, sondern greift damit zugleich in sein
Selbstverständnis ein, das ausschließlich am genetischen Design
festgemacht werden soll [40].
Komplexe Modelle der genetischen
und epigenetischen Regulation bestimmen die Lebensprozesse auf allen Organisationsstufen
und schließen exakt vorhersehbare und risikofreie Eingriffe in die
Keimbahn aus. Die Idee vom genetischen Determinismus ist wissenschaftlich
längst überwunden [41]. Schon gar nicht ist sie auf Leistungen
und Äußerungen des Gehirns anwendbar [42].
Modelle mit künstlichen
Chromosomen bei Mäusen - Deborah Co hat zum Beispiel darüber
berichtet [43] - dürften nur mit hohem Risiko auf den Menschen übertragbar
sein. Der Versuch würde zur Aneuploidie, d.h. einer veränderten
Chromosomenzahl führen. Beim Menschen ist jedoch kein Zustand von
Aneuploidie bekannt, der nicht zu schweren oder lebensgefährlichen
Entwicklungsstörungen führt [44] .
Ein klassisches Beispiel dafür ist das Down-Syndrom mit einem überzähligen
Chromosom 21 (Trisomie 21).
Das Physiom, das alle Beziehungen
der Gene und ihrer Produkte untereinander und mit den Umgebungseinflüssen
beschreibt, ist nach der Genom- und Proteomforschung das noch in weiter
Ferne liegende Ziel der Wissenssuche [45] .
Ohne dass es nur im Ansatz verstanden worden ist, will man es bereits verändern,
durch Anthropotechniken "verbessern".
Das Artefaktkind und der
Neue Mensch
Was also tun, wenn das Designer-Baby
sich als Artefaktkind ohne Rücknahmegarantie erweist? Was kommt neben
Klagen auf "wrongful birth" oder "wrongful life" auf die geprellten Eltern
zu? Ein neues juristisches Experimentierfeld: die Klage auf "wrongful manipulation"?
Der Versuch, zur "Optimierung"
des Menschen der Evolution durch Keimbahneingriffe in den Arm zu fallen,
ist schon biologisch ein fragwürdiges Unterfangen. Es könnte
den für alle Lebewesen unverzichtbaren Schutz durch die Artenbarriere
außer Kraft setzen und tödliche Selektionsnachteile in der Zukunft
bedeuten [46]. Die Unmöglichkeit, bei bekanntem Genotyp den Phänotyp
vollständig vorhersehen zu können, unterstreicht die Unberechenbarkeit
und Gefährlichkeit derartiger Versuche [47]. Noch schwerer wiegt der
Verlust eines wesentlichen Stücks der Kontingenz als notwendiger Bedingung
der menschlichen Freiheit [48]. New brave mistake?
Die Kernfrage lautet ganz
anders: Sind die Mittel der Gentechnik die geeigneten, um die Balance zwischen
Selbsttranszendenz und Entwurfsoffenheit des Menschen einerseits und der
Determiniertheit und Identitätswahrung andererseits zu halten [49]?
Ob Eingriffe in die menschliche
Keimbahn jemals auch nur annähernd einen Optimierungseffekt entfalten
können, ist ungewiss. Gewiss ist aber, dass es sich um eine Strategie
der Machtentfaltung zur finalen Kontrolle über das menschliche Leben
handelt [50]. Eingriffe in das Erbgut von Menschen ohne deren Zustimmung
stellen eine Freiheitsberaubung des Individuums dar [51]. Wenn die Biotechnik
neue genetische Programme schafft, dann lässt sie ihre Nachgeborenen
"nicht mehr zu Wort kommen", sie unterläuft unsere Identität
als Gattungswesen [52].
Der Neue Mensch, ist er die
gentechnisch realisierte Inkarnation säkularer Erlösungsphantasien
[53] ?
Wenn die Optimierungsvisionen zurückgeholt werden auf den kalten Experimentiertisch
der Genlabors, kommt eine ganz andere, eine erbarmungswürdige Kreatur
ins Blickfeld: Der Mensch, der sich selbst als endloses Langzeit-Experiment
instrumentalisiert, schutzlos allen Willküreingriffen und Phantasmen
preisgegeben und dennoch unvollkommen bis zum Ende der Zeit.
Überzeugende Gründe
für die gentechnische "Optimierung des Menschen" lassen sich schwerlich
ausmachen. Sehr viele Gründe hingegen sprechen für eine Optimierung
der
Lebenswelt jenes großen Teils der Menschheit, dem es durch
Unterdrückung, Ausbeutung und Verteilungsungerechtigkeiten verwehrt
ist, aus der jedem Menschen innewohnenden reichen Vielfalt seiner Möglichkeiten
zu schöpfen.
Weiterführende Links: |
|
|
RealVideo-Dokumentation
des Vortrags: |
URL: http://www.wz.nrw.de/homo-ex-machina/doku/ref_geisler.htm |
- Externer  |
Die Tagung "Homo ex machina?" |
URL: http://www.wz.nrw.de/wz/veran/HomoExMachina.htm |
- Externer  |
Literatur:
[1] Die IVF hat nicht nur
eine erfolgreiche Seite. Ärzte Zeitung, 20.07.2001
URL: http://www.aerztezeitung.de/docs/2001/07/20/134a0601.asp?nproductid=1727&narticleid=171012
- Externer
[2] Hölzle, Chr.: Psychosoziale
Aspekte ungewollter Kinderlosigkeit. Stellungnahme für die Expertenanhörung
der Enquete-Kommission "Recht und Ethik der modernen Medizin“ am 26. März
2001 in Berlin
[3] Kwang Y. Cha, M.D., Daniel
P. Wirth, J.D., M.S., and Rogerio A. Lobo, M.D.: Does Prayer Influence
the Success of in Vitro Fertilization–Embryo Transfer? Report of a Masked,
Randomized Trial. J. Reprod. Volume 46 September 2001. Number 9. S. 781.
[4] Nippert, I.: In BMG.
Fortpflanzungsmedizin in Deutschland. Symposium vom 24. bis 26. Mai 2000
in Berlin. Band 132 der Schriftenreihe des BMG. Baden-Baden.
[5] Spiewak, M: Schwanger
auf Bewährung. Zeit, Nr. 32, 02.08.2001 (Wissen) URL: http://www.zeit.de/2001/32/Wissen/200132_pnd.html
- Externer
[6] Schindele, E.: Schwangerschaft.
Zwischen guter Hoffnung und medizinischem Risiko. Hamburg. 1995
[7] Duden, B: Der Frauenleib
als öffentlicher Ort. Vom Missbrauch des Begriffs Leben. Hamburg,
Zürich. 1991
[8] Wichterich, Chr. (Hg.):
Menschen nach Maß. Bevölkerungspolitik in Nord und Süd.
Göttingen 1994.
[9] Trallori, L. (Hg.): Die
Eroberung des Lebens. Technik und Gesellschaft an der Wende zum 21. Jahrhundert.
Wien. 1996
[10] Sloterdijk, P.: Regeln
für den Menschenpark. Ein Antwortschreiben zum Brief über den
Humanismus. Suhrkamp Verlag, Frankfurt/M. 1999.
z.B. unter URL: http://www.wlb-stuttgart.de/referate/philosoph/sloter.html
- Externer
[11] Entschädigung für
Behindertengeburt. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.11.2001, Nr. 278
/ Seite 13
[12] Koch, L.: Two decades
of IVF: A critical appraisal. In Hildt, E., D. Mieth (Hg): In vitro Fertilisation
in the 1990s. Ashgate. Aldershot. 1998, S. 20ff.
[13] Palermo, G., Joris,
H., Devroey, P., van Steirteghem A.C.: Pregnancies after intracytoplasmatic
injection of single spermatozoon into an oocyte. Lancet 340:17-18. 1992.
URL Abstract: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/htbin-post/Entrez/query_old?uid=1351601&form=6&db=m&Dopt=b
- Externer
[14] Geisler, L.S.: Ist das
ein Mensch? Frankfurter Rundschau, Samstag, 9. September 2000. Nr. 210,
Seite 9
URL: http://www.linus-geisler.de/artikel/0009fr_mensch.html
- Interner
[15] URL: http://www.scandinaviancryobank.com
- Externer
[16] URL: http://www.cryobank.com
- Externer
[17] Die Kryokonservierung
erfolgt vermittels spezieller Zusätze und Nährmedien in flüssigem
Stickstoff bei -196 Grad Celsius. Laut DIR (Deutsches IVF Register) (17.
Juni 2001)
[18] Andrews, L.B.: The Clone
Age. Adventures in the New World of Reproductive Technology. New York.
1999
[19] Schmid-Tannwald, I.:
Präimplantationsdiagnostik. Geburtshilfe und Frauenheilkunde. 2001.
Im Druck
[20] Habermas, J.: Die Selbstinstrumentalisierung
des Menschen und Ihre Schrittmacher. Süddeutsche Zeitung, 15.09.2001
[21] Taylor, H.G., Klein,
N., Minich N.M., Hack, M.: Long-term Family Outcomes for Children With
Very Low Birth Weights. Arch Pediatr Adolesc Med 2001, Vol. 155, S. 155-161.
URL Abstract: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/htbin-post/Entrez/query_old?uid=11177090&form=6&db=m&Dopt=b
- Externer
[22] Schneider, I.: Von "anderen
Umständen" zur Embryonenforschung: Veränderte Blicke auf Schwangerschaft
und Geburt. Vortrag vor der Evang. Akademie Iserlohn. 2.2.2001.
[23] Geisler, L.S.: aaO.
[14] - Interner
[24] Graumann, S.: Selektion
im Reagenzglas. Versuch einer ethischen Bewertung der Präimplantationsdiagnostik.
In: Emmrich, M. (Hrsg.): Im Zeitalter der Biomacht. 25 Jahre Gentechnik
- eine kritische Bilanz. Frankfurt/Main.1999. S. 105-123.
[25] Testart, J., B. Sèle:
Towards an efficient medical eugenics: is the desirable alsways the feasible?
Human Reproduction, 10, 1995. 3086-3090.
[26] Perfect Baby Soon As
Genetic Test Is Approved. Daily Mail (London) November 12, 2001.
[27] Geisler, L.S.: Herren
der Metaphern. Frankfurter Rundschau, 18.08.2001, Nr. 191/31, S. 7.
URL: http://www.linus-geisler.de/artikel/0108fr_metaphern.html
- Interner
[28] ESHRE Task Force on
Ethics and Law. The moral status of pre-implantation embryo. Hum. Reprod.
16, 1046-1048, 2001
[29] Andrews, L.B.: aaO.
[18]
[30] Kollek, R.: Präimplantationsdiagnostik.
Embryonenselektion, weibliche Autonomie und Recht. Tübingen und Basel.
2000
[31] Lanzendorf, S.E., C.
A. Boyd , D.L. Wright a, S. Muasher b, S. Oehninger b and G. D. Hodgen
: Use of human gametes obtained from anonymous donors for the production
of human embryonic stem cell lines. "Fertility and Sterility", Volume 76,
Issue 1 (July 2000)
[32] Barritt, J.A., C. A.
Brenner, H. E. Malter, J. Cohen: Mitochondria in human offspring derived
from ooplasmic transplantation: Brief communication. Human Reproduction,
Vol. 16, No. 3, 513-516, March 2001
[33] Schweigsamer Arzt. Neue
Vorwürfe zum Baby mit drei Eltern. Süddeutsche Zeitung, 05.06.2001
(Wissenschaft)
[34] Aufgetaut und in Mäusen
zum Leben erweckt. Die Welt, 28.02.2001 (Wissenschaft/Medizin)
URL: http://www.welt.de/daten/2001/02/28/0228med225928.htx
- Externer
[35] Seehaus, D., H.F. Zech,
T. Rabe, T. Strotwitzki: Gynäkologie: Neues in der assistierten Reproduktion.
Reproduktionsmedizin. Abstract Volume 16 Issue 2 (2000) pp 103-115
[36] Andrews, L.B.: The Clone
Age. Adventures in the New World of Reproductive Technology. New York 2000.
[37] Gross, P.: Nachwuchs
nach Wunsch: Das genetische Christkind. Der Tagesspiegel. 23.09.2000.
URL:
http://www2.tagesspiegel.de/archiv/2000/09/22/ak-ku-de-17107.html - [Broken
Link/Link zerbrochen]
[38] Gelbart, W. zitiert
bei Fox Keller, E.: Das Jahrhundert des Gens. Frankfurter Allgemeine Zeitung,
20.01.2001, Nr. 17, S. 46 (Feuilleton)
[39] Nüsslein-Volhard,
Chr.: Der Mensch nach Maß - unmöglich. Süddeutsche Zeitung,
02.12.2001 (SZ am Wochenende)
[40] Fox Keller, E.: Das
Jahrhundert des Gens. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.01.2001, Nr. 17,
S. 46 (Feuilleton)
[41] Bartram C.R. et al.:
Humangenetische Diagnostik. Berlin Heidelberg. 2000
[42] Propping, P.: Vom Genotyp
zum Phänotyp: Zur Frage nach dem genetischen Determinismus. In: Honnefelder,
L, P. Propping (Hrsg.): Was wissen wir, wenn wir das menschliche Genom
kennen? Köln. 2001. S. 100.
[43] Co DO, Borowski AH,
Leung JD, van der Kaa J, Hengst S, Platenburg GJ, Pieper FR, Perez CF,
Jirik FR, Drayer JI: Generation of transgenic mice and germline transmission
of a mammalian artificial chromosome introduced into embryos by pronuclear
microinjection. Chromosome Res 2000; 8 (3):183-91.
[44] American Association
for the Advancement of Science. Frankel, M.S., A.R. Chapman: Human Inheritable
Genetic Modifications. September 2000.
URL: http://www.aaas.org/spp/sfrl/projects/germline/main.htm
- Externer
[45] Bassingthwaighte, J.
B.: Strategies for the Physiome Project. Ann. Biomed. Eng. 28:1043-1058,
2000.
URL Abstract: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/htbin-post/Entrez/query_old?uid=11144666&form=6&db=m&Dopt=b
- Externer
[46] Kekulé, A.S.:
Menschenrecht auf Erbgut. Der Spiegel, Nr. 46, 12.11.2001, S. 206f.
[47] Bartram C.R. et al.:
aaO. [41]
[48] Badura-Lotter, G.: Ethische
Aspekte der Forschung an embryonalen Stammzellen. Im Druck: "Ethik in der
Medizin", Ende 2001
[49] Honnefelder, L.: Die
Herausforderung der Humangenomforschung - eine Einführung. In: Honnefelder,
L, P. Propping (Hrsg.): Was wissen wir, wenn wir das menschliche Genom
kennen? Köln. 2001. S. 18
[50] Graumann, S.: The debate
about the moral evaluation of germ line therapy - a critical overview.
Biomedical Ethics, Vol. 2, 1997, Nr. 1, 12-16.
[51] Kekulé, A.S.:
aaO. [46]
[52] Habermas, J.: aaO. [20]
[53] Geisler, L.: Ein neuer
Mensch. Universitas, 56. Jahrgang, Januar 2001, Nummer 655, S. 43-53
URL: http://www.linus-geisler.de/artikel/0101universitas_mensch.html
- Interner
|
|
Geisler, Linus S.: Neue
Wege in der Fortpflanzungsmedizin - Diagnostik, Therapie, Selektion?
Vortrag anlässlich
der vom Wissenschaftszentrum Nordrhein-Westfalen ausgerichteten Tagung
"Homo ex machina? Visionen vom optimierten Menschen" am 12.12.2001 in Düsseldorf. |
URL dieses Vortrags: http://www.linus-geisler.de/vortraege/0112wznrw.html |
|