Die Kunst der Frage
Die gute Frage
Die richtigen Fragen zu stellen, zählt
zu den elementaren Techniken jeder Gesprächsführung. Eine unzulängliche
Fragetechnik muss zwangsläufig zu einem unbefriedigenden Gespräch
führen. Viele Gespräche zwischen Arzt und Patient misslingen,
weil der Arzt die falschen Fragen stellt. Falsch kann in diesem Zusammenhang
bedeuten, dass eine falsche Fragetechnik verwendet wurde oder das
Frageziel
falsch war, weil z.B. im Gespräch nur die Interessen des Arztes, nicht
aber die des Patienten berücksichtigt wurden. Fragen ist der verbalisierte
Wunsch nach einer bestimmten Information. Nur gute Fragen können
zu der gewünschten Antwort führen. Eine Frage ist gut, wenn sie:
-
klar und unmissverständlich
formuliert wird,
-
zum richtigen Zeitpunkt gestellt wird,
-
die Bereitschaft zum Antworten fördert,
-
dem Gesprächsziel dient,
-
den Gesprächsgegenstand vertieft,
-
das Gespräch weiterbringt,
-
die Kommunikation fördert und
-
Empathie erkennen lässt.
Dies bedeutet im einzelnen: Schwammige, unpräzise
und mehrdeutige Fragen können nicht zu eindeutigen Antworten führen.
Eine zum falschen Zeitpunkt gestellte Frage ist ein klassischer Gesprächstörer.
Alle wertenden, aggressiven, verletzenden oder in Verhörform formulierten
Fragen lösen Widerstände aus. Der Informationswert einer widerwillig
gegebenen Antwort ist zudem fragwürdig. Die Frage muss von der Formulierung
und vom Inhalt so gestellt werden, dass der Patient gerne antwortet. Die
gute Frage fördert die Kommunikation zwischen Arzt und Patient, weil
sie das Interesse des Arztes an der Situation des Patienten signalisiert,
Verständnis erkennen lässt und ihm Antworten ermöglicht,
die nicht Ärger, Scham oder Angst auslösen.
Die gute Frage bringt das Gespräch
weiter, weil sie den Gesprächsfluss fördert. Dies ist besonders
am Gesprächsbeginn wichtig. GOETHE schreibt in den ‘Maximen und Reflexionen‘:
"Wer das erste Knopfloch verfehlt, kommt mit dem Zuknöpfen nicht zu
Rande." Im Idealfall werden Fragen und Antworten nach dem "Reißverschlussprinzip"
eine Abfolge bilden, die Gesprächsbereitschaft und Vertrauen fördert,
thematische Abschweifungen vermeidet und weder auf der informativen noch
der kontaktiven Ebene zu Brüchen führt.
Die gute Frage ist ein Instrument, das
im Gespräch zwischen Arzt und Patient vielseitig verwendet werden
kann. Im Gegensatz zum Fragebogen dient sie nicht nur dem Informationsgewinn,
sondern kann wesentliches Element der Patientenführung und der Etablierung
eines tragfähigen Arzt-Patienten-Verhältnisses sein. Die gute
Frage ist bereits ein Teil der Therapie.
Von der Fragetechnik her können
2 Arten von Fragen unterschieden werden:
-
geschlossene Fragen (Entscheidungsfragen,
strukturierte Fragen)
-
offene Fragen (nichtstrukturierte Fragen)
Geschlossene Fragen
Geschlossene Fragen können nur mit
Ja oder Nein, bzw. einer knappen Information beantwortet werden. Beispiele:
"Haben Sie häufig Kopfschmerzen?" - "Ja." "Wann wurden Sie am Magen
operiert?" - "1981." Geschlossene Fragen dienen in erster Linie dazu, gezielte
Informationen zu gewinnen. Sie können auch eingesetzt werden, um den
Patienten thematisch bei der Stange zu halten und ausufernde Exkurse ohne
wesentlichen Informationsgewinn einzudämmen.
Geschlossene Fragen eignen sich wegen ihrer
knappen Form und weil nur ein schmaler Sektor des Gesamtproblems erfasst
wird, weniger gut, eine Gesprächssituation zu vertiefen. Sie sollten
daher nur so häufig wie nötig eingesetzt und bei der Gesprächseröffnung
vermieden werden. Ein Gespräch, das im wesentlichen nur in Form von
geschlossener Fragen abläuft, wirkt durch die schematisierte Gesprächsentwicklung,
den trockenen Stil und die eingeschränkte Flexibilität wie eine
Fragebogenaktion.
Die Fragetechnik mit geschlossenen Fragen
weist eine Reihe von
Nachteilen und Gefahren auf:
-
Da geschlossene Fragen meist nur auf Teilaspekte
des gesamten Problems abzielen, können sie thematisch zur Einengung
statt zur Vertiefung führen. Es besteht die Gefahr, dass das Gespräch
sich nur auf vordergründige Belange bezieht und die tieferliegende
Problematik nicht zur Sprache kommt. Die "Pingpong-Technik" der Gesprächsführung
mit geschlossenen Fragen ist auch wenig geeignet, Kontakte zwischen den
Gesprächspartnern zu fördern.
-
Auf die meist klaren geschlossenen Fragen
kann der Patient häufig nicht so präzise Antworten geben, wie
es von ihm gewünscht wird. Wie viele Patienten wissen wirklich genau,
wann sie appendektomiert wurden, wie hoch ihr Augeninnendruck ist oder
ob ihnen die 0,1- oder die 0,2-mg- Tablette eines Präparates verordnet
wurde. Die geschlossene Frage zwingt aber zu einer raschen Antwort, was
leicht dazu verleiten kann, dass der Patient ohne Rücksicht auf die
Richtigkeit der Information antwortet.
-
Die rasche Aufeinanderfolge von Frage und
Antwort bei geschlossener Fragetechnik führt zwar zu einer Beschleunigung
des Gesprächsablaufs. Dieser Vorteil der Zeitersparnis wird jedoch
dadurch relativiert, dass der Fragende gezwungen wird, rasch immer neue
Fragen zu formulieren. Es entwickelt sich dann leicht eine Technik des
Fragens um des Fragens willen, statt dass das Problem durch überdachte,
das Gespräch vertiefende Fragen eingekreist wird. Dadurch kann auch
das aktive Zuhören entscheidend beeinträchtigt werden. In Akut-
und Notfallsituationen ist die geschlossene Fragetechnik natürlich
unerlässlich, um möglichst innerhalb kurzer Zeit die wichtigsten
Informationen zu erhalten. Geschlossene Fragen dienen daher im wesentlichen
dem raschen Sammeln von Fakten, der schnellen Orientierung oder der punktuellen
Klärung eines Problems. Sie sind weniger geeignet, eine Aussprache
in Gang zu setzen, eine Thematik in verschiedenen Dimensionen aufzurollen
oder Kontakt aufzubauen oder zu verstärken.
Offene Fragen
Offene Fragen ermöglichen es dem Patienten,
mit eigenen Worten zu schildern, was ihn bewegt oder belastet. Der Spielraum
für Kontakt und Selbstdarstellung wird deutlich erweitert. Offene
Fragen wirken gleichzeitig ermutigend, sie regen den Patienten an, sich
zu öffnen und in freier Darstellung über seine Probleme zu sprechen.
Offene Fragen sind auch geeignet, Prozesse der Selbsterkenntnis anzustoßen.
Lernpsychologische Erfahrungen haben gezeigt, dass die effektivste Form
des Lernens darin besteht, Sachverhalte anderen zu erklären. Freies
Sprechen über die eigenen Probleme und der Versuch, sie dem Gesprächspartner
Nahezubringen, bewirken auch eine verstärkte Auseinandersetzung mit
Konfliktstoffen und ermöglichen damit eine bessere Bewältigung
von Problemen. Offene Fragen ermöglichen es dem Arzt eher, dem Patienten
Interesse und Zuwendung zu signalisieren.
Die Überlegenheit der offenen Frageform
(O) gegenüber der geschlossenen Fragetechnik (G) zeigen einige Beispiele:
Die Frage: "Das Arbeitsklima beeinflusst
manche Menschen ganz erheblich, wie ist Ihre Ansicht?" (O) wird einen Patienten
eher dazu bringen, über Probleme am Arbeitsplatz zu sprechen, als
die geschlossene Frage: "Sind Sie bei Ihrem Chef beliebt?"
Die Frage: "Sind Sie verzweifelt, weil
das Medikament nicht gewirkt hat?" (G) ist sicherlich weniger geeignet,
eine offene Aussprache mit dem Patienten über das Ausmaß seiner
Verzweiflung in Gang zu setzen, als die Frage: "Es interessiert mich sehr,
wie Sie das Ergebnis der bisherigen Behandlung sehen?"
Die Frage: "Haben Sie denn keine Lust mehr
am Leben?" (G) wirkt wahrscheinlich blockierend. Mit folgender Frage lässt
sich das Thema besser anschneiden: "Die letzten Monate waren bestimmt sehr
schwierig für Sie. Wie sehr hat Sie das alles belastet?" (O)
Die offene Fragetechnik hat im wesentlichen
2
Nachteile: Einmal erleichtert sie es den Patienten, unangenehme Themen
zu umgehen, 2. begünstigt sie thematische Abschweifungen.
Ein typisches Beispiel aus der täglichen
Praxis:
Frage: "Was verstehen Sie darunter, dass
Sie die Tabletten ‘nicht vertragen‘?" Antwort: "Ich fühle mich einfach
komisch danach. Gestern Abend habe ich die letzte Tablette vor der Tagesschau
genommen. Beim Wetterbericht konnte ich mich gar nicht mehr richtig konzentrieren.
Das Konzentrieren fällt mir überhaupt in der letzten Zeit immer
schwerer. Vor allem mit den Namen habe ich Probleme. So habe ich vor ein
paar Tagen meinen alten Klassenlehrer getroffen. Ich glaube, es war in
der Nähe vom Marktplatz, mir ist der Name überhaupt nicht eingefallen.
Dabei war er so ein netter Mensch, hat mir immer gute Noten gegeben, obwohl
ich eigentlich ein schlechter Schüler war. Meinen Bruder konnte er
allerdings nicht so gut leiden, der hat immer die Fünfen und Sechsen
bekommen ... usw. ... usw."
Es ist durchaus legitim, bei einer derart
thematisch abdriftenden Antwortenkaskade den Patienten mit einer direkten
geschlossenen Frage auf das ursprüngliche Thema zurückzubringen:
"Mussten Sie nach der Tablette, die Sie vor der Tagesschau genommen haben,
brechen?"
W-Fragen,
d.h. Wann-, Was-, Wer-, Wie-, Wo-Fragen
werden auch als sondierende Fragen, Ergänzungsfragen oder halbstrukturierte
Fragen bezeichnet, weil sie eine Mittelstellung zwischen geschlossenen
und offenen Fragen einnehmen. W-Fragen eignen sich sowohl zur Einleitung
eines Themas als auch zur Vertiefung bestimmter Punkte.
Sondierungsfragen
Sondierungsfragen werden gestellt, um spezifische
Informationen vom Patienten zu erhalten. Sie erlauben es, dem Patienten
in freier Schilderung zu antworten, steuern aber gleichzeitig dem Abschweifen
vom Thema entgegen.
Beispiel: Ein 52jähriger Patient klagt
über "einen Druck in der Brust", ist jedoch nicht in der Lage, den
Auslösemechanismus klar zu schildern. Auf die Frage: "Treten die Beschwerden
in Ruhe oder unter Belastung auf?", kann er nur unbefriedigend antworten:
"Im Büro, glaube ich, kriege ich die Beschwerden öfters." Was
heißt das? Ist der Patient im Büro emotionell stärker belastet
als zu Hause? Hat er dort Ärger mit Kollegen oder beim Publikumsverkehr?
Belastet er sich auch bei der Bürotätigkeit körperlich,
weil er beispielsweise Aktenpakete herumtragen muss?
Mit Sondierungsfragen kann versucht werden,
mehr Klarheit zu schaffen: "Schildern Sie mir Ihre Tätigkeit im Büro
genauer. Treten die Beschwerden auch beim Tennisspielen auf? Sind Sie schon
einmal nachts mit derartigen Beschwerden aufgewacht?
Katalogfragen
Kann durch offene Fragen keine genügend
klare Information gewonnen werden, so können Katalogfragen eingesetzt
werden. Sie bieten dem Patienten eine Anzahl von alternativen Eigenschaftswörtern
oder Beschreibungen zur Auswahl an.
Beispiel: Ein Patient ist nicht in der
Lage, seine Magenbeschwerden genauer zu beschreiben. Durch Katalogfragen
wie: "Sind die Beschwerden in der Magengegend drückend, brennend,
krampfartig oder bohrend?" oder: "Bekommen Sie die Beschwerden vor, während
oder nach dem Essen oder nur zwischen den Mahlzeiten?" können wahrscheinlich
gezieltere Informationen gewonnen werden.
Der Nachteil der Katalogfragen liegt
darin, dass sie dem Patienten nur eine begrenzte Auswahl an Möglichkeiten
anbietet, von denen keine auf ihn zutreffen muss.
Konfrontationsfragen
Konfrontationsfragen halten dem Patienten
sein Verhalten, seine Gefühle oder seine früheren Aussagen entgegen.
Sie sind geeignet, seine Aufmerksamkeit auf sich selbst zu richten, ihn
auf Widersprüche hinzuweisen oder sie aufzulösen.
Beispiele:
"Sie sagen, dass Sie Ihre Hochdrucktabletten
regelmäßig einnehmen, sich aber am wohlsten fühlen, wenn
Sie sie weglassen?"
"Glauben Sie, dass es vor allem an den
Ärzten liegt, wenn ein Patient den Arzt häufiger wechselt?"
Reflexionsfragen (Echofragen)
Die Reflexionsfrage wiederholt einen Teil
dessen, was der Patient gesagt hat. Sie ist sozusagen ein "Echo" seiner
Ausführungen und soll ihn anregen, das angeschnittene Thema zu überdenken
und es weiter zu vertiefen.
Beispiele:
"Seit Ihrer Ehescheidung trinken
Sie mehr als früher?"
"Die ganze Nacht liegen Sie wach?"
Interpretationsfragen
Interpretationsfragen enthalten Schlussfolgerungen,
die aus den Aussagen des Patienten und aus seinem Verhalten gezogen werden.
Beispiel: "Wollen Sie damit sagen, dass
Ihnen geschäftliche Erfolge im Augenblick wichtiger sind als gut eingestellte
Blutzuckerwerte?"
Da Interpretationsfragen meist einen wertenden
Charakter haben, sollten Sie nur sparsam eingesetzt werden.
Unproduktive Fragen
Bestimmte Fragetechniken sind zwar beliebt,
aber wenig produktiv. Meist entspringen sie der Ungeduld des Fragenden.
Die dadurch gewonnenen Informationen haben häufig einen zweifelhaften
Wert. In diese Gruppe von Fragen gehören Suggestiv-, Doppel- und Mehrfach-
sowie Überfallfragen.
Suggestivfragen
"Haben Sie nach der Einnahme der neuen
Tabletten Übelkeit bemerkt?" Suggestivität erhöht die Quote
der Patienten, die Übelkeit angeben, mit Sicherheit. Die neutral formulierte
Frage: "Wie haben Sie die neuen Tabletten vertragen?" führt zu besser
verwertbaren Antworten.
Hinter Suggestivfragen verbergen sich oft
Vorurteile des Fragestellers (das Medikament XY ruft häufig Übelkeit
hervor) oder Wunschdenken (Wirkt die neue Schlaftablette nicht viel besser?).
Die Abneigung, sich auf unangenehme Gesprächsinhalte
einzulassen, steht ebenfalls häufig hinter Suggestivfragen. Die Frage:
"Geht es Ihnen heute nicht schon viel besser?" übt auf einen Patienten,
der sich eigentlich schlechter fühlt, unterschwellig Druck aus und
führt zu Antworten wie: "Vielleicht ein bisschen", was es wiederum
dem Arzt erlaubt, zur Tagesordnung überzugehen. Das Gespräch
wird zwar oberflächlich geglättet, und Unangenehmes kommt nicht
zur Sprache, aber das tatsächliche Resultat sind Gesprächsdefizite
und ein unbefriedigter Patient.
Suggestivfragen sind daher zur Problemerkennung
und -lösung wenig geeignet. Sie können in Ausnahmefällen
eingesetzt werden, beispielsweise, um einen Patienten zu ermuntern, dem
es schwer fällt, eine objektive Besserung zu realisieren.
Beispiel: "Haben Sie nicht selbst gemerkt,
um wie viel besser Sie seit zwei Tagen gehen können?"
Doppel- und Mehrfachfragen
Sie entspringen meistens der Ungeduld oder
dem Ungeschick des Fragestellers. Der Arzt nimmt sich nicht genug Zeit,
um zwei unterschiedliche Fragenkomplexe auch in zwei getrennten Fragen
anzusprechen. Die Beantwortung der Frage: "Haben Sie noch Bauchschmerzen,
und ist der Stuhl noch schwarz?" wird vielen Patienten Schwierigkeiten
bereiten, weil sie ungeübt sind, in einer Antwort auf zwei Fragen
einzugehen, d.h. beispielsweise zu antworten: "Ich habe noch leichte Magenschmerzen,
aber der Stuhl ist nicht mehr schwarz."
Wahrscheinlich bleibt der Patient am 1.Teil
der Frage hängen, so dass der Arzt die 2. Frage doch wiederholen muss.
Selbst bei geübten Diskussionsrednern erlebt man es immer wieder,
dass ihnen die 3. von 3 in Zusammenhang gestellten Fragen nach Beantwortung
der beiden ersten nicht mehr einfällt. 2 oder gar mehrere Fragen sollten
daher nicht in einen Satz gepfercht, sondern einzeln gestellt werden. Die
Antworten fallen präziser aus, und das Gespräch wird dadurch
im allgemeinen nicht länger.
Überfallfragen
Mit der Tür ins Haus zu fallen, ist
in Gesprächen zwischen Arzt und Patient meist ungünstig, von
den wenigen Fällen abgesehen, wo eine bewusste Überrumpelung
möglicherweise die Wahrheit näher bringt. Überfallfragen
signalisieren Ungeduld, Unhöflichkeit oder Unfähigkeit, sich
einzufühlen, und lösen häufig Abwehr und Aggressivität
aus oder führen zu Antworten, denen man mit Misstrauen begegnen sollte.
Kein Bankbeamter wird einem Kunden, der
ihm nicht besonders kreditwürdig erscheint, als erstes die Frage stellen:
"Glauben Sie denn, dass Sie das Geld überhaupt zurückzahlen können?"
Die Überfallfrage: "Schlagen Sie Ihre Tochter manchmal?" ist sicher
kein geschickter Einstieg in das Thema. Antworten auf schwierige oder peinliche
Fragen können durch einen vorgeschalteten Satz besser gebahnt werden.
Beispiel: "Kinder können auch die
sanftmütigsten Eltern manchmal so provozieren, dass die Hand ausrutscht.
Ist Ihnen das bei Ihrer Tochter auch schon einmal passiert?"
Verbotene Fragen
Im Gespräch zwischen Arzt und Patient
gibt es eine Reihe von Fragen, die nicht nur nicht gesprächsfördernd,
sondern meistens gesprächshemmend sind, weil sie die Autonomie des
Patienten nicht berücksichtigen, Empathie nicht erkennen lassen, häufig
überheblich wirken und meist nur das Imponiergehabe des Fragenden
stützen. Sie werden daher unter der Rubrik "Verbotene Fragen" zusammengefasst.
Zu ihnen zählen Fangfragen, Neugierfragen, sokratische Fragen, wertende
Fragen, aggressive Fragen und Floskelfragen.
Fangfragen
Fangfragen stellen den Versuch dar, den
Befragten zu überfahren oder zu übertölpeln. Ein klassisches
Beispiel ist die Frage des Scheidungsrichters an den Angeklagten: "Haben
Sie, nachdem Sie Ihre Frau geschlagen haben, Alkohol getrunken oder nicht?"
Der Angeklagte, der seine Frau nie geschlagen hat, wird natürlich,
gleichgültig, ob er Ja oder Nein sagt, in beiden Fällen die Tat
zugeben. Eine typische medizinische Fangfrage wäre: "Haben Sie an
den Tagen, wo Sie Ihre Zuckertabletten weglassen, mehr oder weniger Durst?"
Neugierfragen
Unerlaubt sind auch reine Neugierfragen,
die lediglich den Fragenden befriedigen, den Gesprächsgegenstand jedoch
nicht vertiefen und nicht selten den Befragten beschämen oder das
Klima eines Verhörs heraufbeschwören.
Beispiel:
Arzt: "Ihre Potenzschwierigkeiten bestehen
schon seit ein paar Jahren?"
Patient: "Ja."
Arzt: "Macht Ihnen das viel aus?"
Patient: "Natürlich."
Arzt: "Und wie reagiert Ihre Frau darauf?"
Patient: "Darüber möchte ich
am liebsten nicht reden."
Arzt: "Hat Sie Ihnen schon mal Vorwürfe
gemacht?" usw.
Sokratische Fragen
Sogenannte sokratische Fragen dienen meistens
lediglich der Selbstbeweihräucherung des Fragestellers und führen
zu einer ausgeprägten Asymmetrie im Gespräch. Es handelt sich
um Fragen, bei denen der Fragende weiß, dass der Befragte
sie nicht beantworten kann. Sokrates verstand es bekanntlich, durch seine
Fragen seinen Mitbürgern klar zu machen, dass sie in Wirklichkeit
nichts wussten, obwohl sie glaubten, etwas zu wissen.
Wertende Fragen
Unangebracht sind wertende Fragen, denn
sie haben meist abwertenden Charakter. Häufig handelt es sich
um Warum-Fragen.
Beispiele: "Warum sind Sie so unvernünftig
und trinken so viel Flüssigkeit, obwohl ich es Ihnen verboten habe?"
(Statt: "Weshalb fällt es Ihnen so schwer, sich an die Trinkmenge
zu halten, die ich Ihnen vorgeschlagen habe?") Oder: "Warum haben Sie eine
so negative Einstellung zu Ihrer Krankheit" (Statt: "Warum fällt es
Ihnen so schwer, zu glauben, dass die Chancen für eine Besserung bei
Ihnen recht günstig sind?"
Der wertende Ton treibt den Patienten in
die Defensive. Weil er gezwungen wird, sich zu verteidigen, läuft
er Gefahr, statt der wirklichen Gründe vorgeschobene ins Feld zu führen.
Aggressive Fragen
Aggressive Fragen werden häufig mit
dem Ziel gestellt, durch Druck den Patienten zu einer bestimmten Verhaltensweise
oder Handlung zu bewegen. Sie erreichen meist das Gegenteil dessen, was
sie bezwecken sollen, nämlich den Patienten zu motivieren.
Die Frage: "Wollen oder können Sie
nicht verstehen, dass diese Operation für Sie nützlich ist?"
wird kaum einen Patienten von der Notwendigkeit eines noch so sinnvollen
operativen Eingriffs überzeugen.
Floskelfragen
Floskelfragen wirken schematisch, klischeehaft
und unecht. Sie erzeugen beim Patienten kaum das Gefühl, dass der
Arzt sich ernstlich für sein Problem interessiert. Oberflächlich
gestellt, zielen sie letztlich auch darauf ab, nur oberflächlich beantwortet
zu werden. Obwohl sie das Gespräch leidlich am Laufen halten, sind
sie dennoch Gesprächsstörer, da sie jeden Tiefgang blockieren.
Hierher gehören Fragen wie: "Kommen Sie einigermaßen zurecht?",
"Wie haben wir`s denn?", "Gibt`s was Besonderes?" usw.
Natürlich kann nicht jede Frage im
Gespräch zwischen Arzt und Patient auf die Goldwaage gelegt werden.
Darunter würde die freie Entfaltung des Gesprächs leiden. Entscheidend
ist zunächst, sich klar zu machen, was die einzelnen Fragetechniken
zu leisten oder nicht zu leisten vermögen, welche Fragetechnik in
welcher Gesprächssituation am günstigsten ist und welche unbedingt
vermieden werden soll. Es handelt sich demnach um einen Prozess des bewussten
Umlernens der Gesprächsführung.
Beginnen Sie zunächst damit, Ihre
Gespräche mit Patienten daraufhin zu analysieren, welche Fragetechniken
Sie bevorzugt verwenden und welche Sie weitgehend vermeiden.
Fragetechniken
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|
|
A. Geeignete Fragetechniken |
|
|
geschlossene (strukturierte
Fragen) (Entscheidungsfragen) |
nur mit Ja/Nein zu beantworten |
Vorteil: rascher, gezielter
Informationsgewinn, kein "Ausufern" Nachteil: wenig zur Gesprächseröffnung
und -vertiefung geeignet; Gefahr pseudopräziser Antworten |
offene (nicht strukturierte)
Fragen |
Antwort frei formulierbar |
Vorteil: geeignet zur Gespächseröffnung
und -vertiefung; aufschließend, ermutigend, kontaktfördernd
Nachteil: thematisches Abweichen und Ausufern |
W-Fragen (wann, was, wo,
wer, wie?) |
halbstrukturierte gezielte
Fragestellung |
geeignet zur Verdeutlichung
bestimmter Punkte |
Sondierungsfragen |
eng umschriebene Fragestellung |
freie Schilderung eines
umschriebenen Sachverhalts |
Konfrontationsfragen |
Entgegenhalten früherer
Aussagen |
Aufzeigen und Auflösen
von Widersprüchen |
Reflexionsfragen |
"Echo"-Fragen |
Vertiefung eines angeschnittenen
Themas |
Interpretationsfragen |
Schlußfolgerungen
enthaltende Frage |
Problemverdeutlichung; da
wertend, nur sparsam zu verwenden |
- |
Fragetechniken
|
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B.
Ungeeignete Fragetechniken |
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Suggestivfragen |
Vorwegnahme der Antwort |
zur Problemlösung kaum
geeignet, ausnahmsweise zur Ermutigung; Wurzeln: Vorurteile, Wunschdenken |
Doppel-(Mehrfach-)fragen |
Erwartung gleichzeitig mehrerer
Antworten |
Überforderung des Gesprächspartners;
Wurzeln: Ungeduld, Zeitdruck |
Überfallfragen |
Überrumpelungstechnik |
Gefahr: Aggressionen und
unzutreffende Antworten |
|
|
|
Fangfragen |
Absicht: Hereinlegen des
Gesprächspartners |
für alle gilt: |
Neugierfragen |
Neugierde einzige Triebfeder
der Fragestellung |
Vernachlässigung |
sokratische Fragen |
Unbeantwortbarkeit als Absicht |
von Empathie |
Wertungsfragen |
Vorwegnahme von Wertungen |
und Wertschätzung, |
Aggressionsfragen |
Frage beinhaltet (persönlichen)
Angriff |
Asymmetrie, |
Floskelfragen |
oberflächliche Klischeetechnik |
Gesprächshemmung |
|
Der Patient fragt
Gespräche zwischen Arzt und Patient,
in denen der Patient keine Fragen stellt, sind selten gute Gespräche.
Denn natürlich steht dem Patient das Recht, zu fragen, genauso zu
wie dem Arzt. Er hat auch das Recht, alles zu fragen, denn "überflüssige"
Fragen erweisen sich bei genauem Zuhören häufig als keineswegs
überflüssig. Im Gegenteil: Nicht selten enthalten sie in verschlüsselter
Form Fragestellungen, die den Patienten besonders bewegen.
Der Arzt muss sich im Gespräch mit
seinem Patienten auch immer Klarheit darüber verschaffen, warum
ein Patient fragt, warum er gerade jetzt diese Frage stellt oder
warum er nicht fragt.
Es gibt viele Gründe, warum
ein Patient Fragen stellt: Die Frage kann einfach seinem Informationsbedürfnis
entspringen. Der Patient kann fragen, weniger um eine Antwort, als vielmehr
Zuwendung
zu bekommen. Bei der Frage kann es sich einfach um einen
Hilferuf
handeln. Die Frage kann ein Signal der Angst, Verzweiflung oder
Hoffnungslosigkeit sein. Die Frage kann als Vehikel dienen, das
einen sonst nicht verbalisierbaren Inhalt zum Empfänger "transportiert".
Der Patient, der fragt, ist kein Bittsteller.
Er verstößt gegen alle Prinzipien der Wertschätzung und
der partnerschaftlichen Arzt-Patienten-Beziehung, Patientenfragen unvollständig,
ausweichend oder gar nicht zu beantworten. Dieses selbstverständliche
Postulat wird im klinischen Alltag keineswegs immer beherzigt.
In einer vielbeachteten Untersuchung hat
D.L. ROSENHAN, Professor für Psychologie an der Stanford University,
die Reaktion von Ärzten und Pflegepersonal auf Fragen von Patienten
analysiert. Im Rahmen dieser Untersuchung wurden 8 geistig völlig
gesunde Menschen als Scheinpatienten in12 verschiedene psychiatrische Kliniken
der Vereinigten Staaten eingeschleust, nachdem sie vorgegeben hatten, Stimmen
zu hören. Während des stationären Aufenthaltes verhielten
sie sich völlig unauffällig. In 4 Kliniken wandten sich die Scheinpatienten
mit alltäglichen Fragen an Ärzte oder Schwestern (z.B.: "Darf
ich heute Nachmittag im Garten spazieren gehen?"). Auch wenn sich die Ereignisse
aus psychiatrischen Kliniken nicht verallgemeinern lassen, so sind die
Ergebnisse doch wenig ermutigend: 71% der Ärzte gingen an den Fragestellern
mit abgewendetem Kopf vorbei, 23% nahmen Augenkontakt auf, 2% hielten kurz
inne und plauderten, und nur 4% blieben stehen und führten ein Gespräch.
Schwestern und Pfleger schnitten bei dem Test noch schlechter ab.
Aktives Zuhören ist die beste Methode,
um herauszufinden, welche Frage sich in Wirklichkeit hinter der
gestellten Frage verbirgt. Ein Patient, der fragt: "Bekomme ich morgen
wieder eine Infusion?", wird wahrscheinlich nur ausnahmsweise als Antwort
ein kurzes Ja oder Nein erwarten. Denn hinter der Frage steht seine eigentliche
Frage: Wie lange dauert die Behandlung noch? Wie erfolgreich war sie bisher?
Kann ich auf Besserung hoffen?
Manche Fragen sind ihrem Wesen nach "Stellvertreterfragen".
Eine Frage wird anstelle einer anderen Frage gestellt, z.B. weil der Patient
sich scheut, ein Problem direkt anzusprechen. Hinter der Frage eines Asthmatikers:
"Muss ich für den Rest meines Lebens Kortison einnehmen?" steht in
Wirklichkeit wahrscheinlich die Frage: "Ist mein Asthma heilbar?" Liegt
die Vermutung nahe, dass es sich um eine solche Stellvertreterfrage handelt,
so sollte die wahrscheinlich dahinter stehende Frage im Sinne der Metakommunikation
offen angesprochen werden ("Ich habe den Eindruck, dass Sie mir diese Frage
aus einem besonderen Grund stellen. Trifft das zu?").
Patienten können durch Wiederholen
der gleichen Frage ihren Arzt in milde Verzweiflung stürzen. In diesem
Fall ist es entscheidend, herauszufinden, welche Gründe es dafür
geben kann, dass ein Patient immer wieder die gleiche Frage stellt. Erwartet
er eine andere Antwort, als er sie bekommen hat, weil er die Antwort nicht
verarbeiten oder akzeptieren kann? Sind Ängste das hintergründige
Motiv des wiederholten Fragens? Steckt hinter den wiederholten Fragen der
Wunsch nach ständig erneuter Bestätigung, dass alles nicht so
schlimm, gefährlich oder aussichtslos ist? Fragt der Patient deshalb
immer wieder, weil die Antwort des Arztes in dessen Wirklichkeit zwar richtig
ist, nicht aber in derjenigen des Patienten?
Patienten, die mit einem mehr oder minder
umfangreichen, meist handgeschriebenen Fragezettel in die Sprechstunde
kommen, lösen in der Regel innere Stoßseufzer aus. Das Auflisten
von Symptomen und Beschwerden wird häufig als Ausdruck einer psychopathischen
Grundhaltung gewertet. Französische Kliniker haben dafür einen
eigenen Ausdruck geprägt: La maladie du petit papier. Warum neigen
Ärzte dazu, auf handgeschriebene Fragezettel negativ zu reagieren?
Der Patient tut nur, was ihm zusteht: Er hat eine Reihe unklarer Punkte,
die ihm wichtig erscheinen, und wendet sich damit an seinen Arzt. Er verwendet
eine Gedächtnisstütze, um möglichst keine Frage zu vergessen.
Letztlich stellt der Fragezettel den Versuch des Patienten dar, seine Probleme
und Symptome mit einer gewissen Systematik vorzutragen.
In den USA wurde das Phänomen des
Patienten, der mit einem Fragezettel in die Sprechstunde kommt, systematisch
untersucht. J.S. BURNUM hat in einer prospektiven Studie an 900 Patienten
einer internistischen Praxis die Bedeutung des Fragezettels untersucht(1985).
72 der Patienten (8%) kamen mit einem Fragezettel in die Sprechstunde.
Die Listen enthielten 5 - 6 Punkte, die längste Liste 20 Punkte. Sie
stammte von einem psychisch völlig stabilen leitenden Angestellten.
Die Fragen unterschieden sich vom Inhalt her nicht von den Fragen, die
sonst im ärztlichen Gespräch gestellt werden. Gerade weil die
Fragen vielfach komplex, aber auch systematisch gestellt wurden, bedurften
sie einer sorgfältigen methodischen Beantwortung. Bei unvoreingenommener
Betrachtung erwiesen sie sich als deutliche diagnostische Hilfe. Nur einer
der 72 Patienten brachte den Untersucher durch immer neue, ausufernde Fragelisten
an den Rand seiner Geduld. Für dieses Phänomen hat der Autor
die schöne Bezeichnung "Polonius Syndrom" in Anlehnung an die Figur
des Polonius im Hamlet geprägt. BURNUM kommt in seiner Untersuchung
zu dem Schluss, dass das Schreiben von Fragezetteln keine Krankheit für
sich darstellt und die Schreiber in der Regel psychisch nicht krank sind.
BURNUM: "Das Anhören eines Fragezettels ist nichts anderes als ein
Teil des Zuhörens, der Schlüssel unseres Handwerks. Was immer
dem Patienten hilft, sich auszudrücken, und dem Arzt hilft, den Patienten
zu verstehen, ist akzeptabel."
Das einmalige geduldige Durchgehen des
Fragezettels hat meist einen deutlich entlastenden Effekt für den
Patienten und spart indirekt Zeit, weil die unzusammenhängende, unsystematische
Besprechung von Problemen meist zeitraubender und unergiebiger ist. Ausuferndes
Fragen lässt sich eindämmen, indem man dem Patienten im Gespräch
ein klares, begrenztes Angebot unterbreitet und beispielsweise fragt: "Was
sind die zwei wichtigsten Punkte, die Sie mit mir besprechen wollen?"
Ein Patient der keine Gegenfragen
stellt, sollte seinen Arzt misstrauisch stimmen. Was Ärzte ihren Patienten
sagen, ist in der Regel weder sprachlich noch vom Inhalt her so unmissverständlich,
dass keine Gegenfragen auftauchen. Es gibt verschiedene Gründe, warum
ein Patient keine Fragen stellt: Vielleicht spricht der Arzt mit ihm über
etwas, das mit dem wirklichen Problem des Patienten nichts zu tun hat?
Vielleicht drückt er sich so unverständlich aus, dass der Patient
es nicht wagt, durch eine Gegenfrage zu zeigen, wie wenig er verstanden
hat, besser gesagt, verstehen konnte? Vielleicht ist das, was der Patient
von seinem Arzt erfährt, für ihn so schwerwiegend oder beeindruckend,
dass er im Augenblick gar nicht imstande ist, eine Gegenfrage zu formulieren?
Es gibt daher gute Gründe, Patienten
zum Fragen aufzufordern. Diese Aufforderung hat Kontrollfunktion:
Hat der Patient verstanden, worum es geht? Gibt es hemmende oder blockierende
Einflüsse, die den Patienten am Fragen hindert? Haben sich Missverständnisse
im Gespräch eingeschlichen? Geht es Arzt und Patient überhaupt
um die gleiche Sache?
Checkliste: Zum Frageverhalten des
Patienten
-
Warum fragt der Patient wirklich (Informationsbedürfnis,
Suche nach Zuwendung, Kritik, Hilferuf)?
-
Warum fragt er gerade jetzt diese Frage?
-
Handelt es sich um eine Frage hinter
der Frage?
-
Warum wiederholt der Patient eine Frage
immer wieder?
-
Warum fragt der Patient nicht (Angst,
Zeitdruck, Sprachbarriere, verschiedene Wirklichkeiten)?
-
Wurde der Patient ausreichend stimuliert,
selbst
zu fragen?
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Linus
Geisler: Arzt und Patient - Begegnung im Gespräch. 3. erw. Auflage,
Frankfurt a. Main, 1992
©
Pharma Verlag Frankfurt
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Online-Veröffentlichung: Homepage Linus Geisler - www.linus-geisler.de
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