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Linus Geisler: INNERE MEDIZIN (18) © 1969/2002 W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart Berlin Köln 
8.5 Klinik der Dickdarmerkrankungen (Fortsetzung)
8.5.5 Kolonkarzinom
8.5.6 Rektumkarzinom
8.5.7 Durchblutungsstörungen der Mesenterialgefäße
8.5.5 Kolonkarzinom
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Definition: Das Kolonkarzinom ist ein bösartiger Tumor des Dickdarms, der in der Häufigkeitsskala maligner Tumoren an dritter Stelle steht.
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Als Präkanzerosen des Kolonkarzinoms gelten:
Colitis ulcerosa,
Morbus Crohn des Dickdarms,
adenomatöse Kolonpolypen und die
•  familiäre generalisierte Polypose.
Ätiologie
Kolonkarzinome entwickeln sich - mit abnehmender Häufigkeit - vorwiegend im Sigma, im absteigenden Kolon, Zoekum und an der rechten Kolonflexur. Das Karzinom kann papillomatös wachsen und so die Darmlichtung verlegen, zu einem Ulkus führen oder in die Wand infiltrieren. Pathologische Anatomie
Die Klassifikation der Dickdarmkarzinome erfolgt nach Dukes (C. E. DUKES, engl. Pathologe):
•  Dukes A = auf die Darmwand beschränkt
Dukes B = Übergreifen des Tumors auf das Gekröse (Mesenterium)
Dukes C = Befall der regionalen Lymphknoten
Dukes D = Fernmetastasen 
TNM-Klassifizierung (s. S. 36).
Klassifikation
Dickdarmkarzinome treten am häufigsten zwischen dem 55. und 65. Lebensjahr auf. Zu Beschwerden kommt es erst relativ spät. Sie bestehen in Darmblutungen die sich, je nach Höhe des Sitzes, in Abgang von rotem oder schwarzem Blut und plötzlich auftretenden Stuhlunregelmäßigkeiten manifestieren, die bei älteren Menschen daher immer verdächtig sind. Des Weiteren bestehen krampfartige Schmerzen im Tumorbereich, Meteorismus sowie Subileus- und Ileuszeichen. Die Metastasierung erfolgt in die umgebenden Lymphknoten, die Leber, Lunge und das Skelettsystem. Eine Perforation in die Bauchhöhle ist möglich. Klinisches Bild
Abb. 80: Kolonkarzinom - Präkanzerosen, Metastasierung, Symptome und Komplikationen Abb. 80
Abb. 80: Kolonkarzinom - klein
Vergrößerung
Die Diagnose wird endoskopisch durch eine Koloskopie mit Biopsien und/oder röntgenologisch gestellt. Diagnose
Abb. 81: Adenokarzinom im Sigma Abb. 81
Abb. 81: Adenokarzinom im Sigma
Wenn möglich, sollte operiert werden. Je nach Lokalisation des Tumors wird die links- oder rechtsseitige Hemikolektomie, d.h. die Entfernung einer Kolonhälfte, vorgenommen und eine Verbindung zwischen Ileum und Transversum (Ileotransversostomie) bzw. Transversum und Sigma (Transversosigmoidostomie) hergestellt. In der Regel versucht man, ohne Anlage eines Anus praeter (s. S. 318 Link), d.h. kontinenzerhaltend zu operieren. Einzelne Lebermetastasen können in etwa 30 % der Fälle kurativ reseziert werden. Im DUKES D Stadium kann eine Chemotherapie mit 5-Fluorouracil und Folinsäure durchgeführt werden. Therapie
Die Prognose ist bei rechtzeitiger Diagnose relativ günstig. Die Mehrzahl der Patienten ist zum Zeitpunkt der Diagnosestellung operabel. Nach 5 Jahren leben noch 50 % der Operierten. Engmaschige Nachuntersuchungen in Form von Endoskopien, Sonographien, CT und CEA-Bestimmungen sind erforderlich. Prognose
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8.5.6 Rektumkarzinom
Definition: Das Rektumkarzinom ist der häufigste maligne Dickdarmtumor. Meist handelt es sich um ein Adenokarzinom.
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Das Haupterkrankungsalter ist das 6. Lebensjahrzehnt. Männer erkranken etwas häufiger am Rektumkarzinom als Frauen. Als Präkanzerosen gelten dieselben Erkrankungen wie für das Kolonkarzinom (s. Kap. 8.5.5 Link). Vorkommen und Häufigkeit
Der Tumor kann geschwürig wachsen, die Wand infiltrieren oder sich knollig bzw. blumenkohlartig in das Darmlumen vorwölben und es verlegen. Pathologische Anatomie
Leitsymptome sind blutige Stühle, Tenesmen bzw. schmerzhafter Stuhlgang, abnorme Stuhlentleerungen und Stuhlabgang mit den Winden. Zuletzt genanntes Phänomen wird auch "falscher Freund" genannt. Klinisches Bild
Die wichtigsten diagnostischen Maßnahmen bestehen in der digitalen Austastung des Mastdarms sowie der Endo-Sonographie und Rektoskopie mit Biopsien. Die digitale Austastung des Mastdarms ist jedoch eine relativ unzuverlässige Methode. Diagnose
Als Komplikationen des Tumors können Blutungen, Perforationen in die Bauchhöhle mit Peritonitis, Fistelbildungen zu Nachbarorganen, Ileus und Metastasen in Lymphknoten, Leber und Lunge auftreten. Jede Darmblutung muss daher sorgfältig abgeklärt werden. Die Beschwichtigung, es habe sich nur um eine Hämorrhoidalblutung gehandelt, kann verhängnisvoll sein. Komplikationen
Eine Operation, die bei 55-60 % der Patienten möglich ist, sollte immer angestrebt werden. Meist muss das gesamte Rektum amputiert und ein bleibender künstlicher Ausgang, ein sog. Anus praeter oder Anus praeternaturalis, angelegt werden, indem der Kolonstumpf in die Bauchwand eingenäht wird (Kolostomie). Bei hochsitzendem Rektumkarzinom ist eine Kontinenz erhaltende Resektion möglich. Therapie
Die Prognose ist umso ungünstiger, je tiefer das Karzinom sitzt. Nach 5 Jahren leben noch 50 % der operierten Patienten. Prognose
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8.5.7 Durchblutungsstörungen der Mesenterialgefäße
Hauptursachen akuter mesenterialer Durchblutungsstörungen sind vom Herzen ausgehende Embolien in die Mesenterialarterien oder eine Thrombose von Mesenterialvenen. Ursachen
Aufgrund der Mangeldurchblutung kommt es zu mehr oder minder schweren Ernährungsstörungen der Darmwand, die vom Ödem bis zur totalen Nekrose reichen können. Der akute Verschluss eines großen Mesenterialgefäßes (Mesenterialinfarkt) führt zu abdominellen Schmerzen, zum paralytischen Ileus, zur Peritonitis und zum Schock. Klinisches Bild
Die Diagnose ist schwierig. Wird sie rechtzeitig gestellt, besteht die Chance, den Patienten durch eine Resektion der betroffenen Darmabschnitte zu retten. Diagnose und Therapie
Die Prognose ist jedoch im Allgemeinen schlecht, da die Diagnose häufig sehr spät gestellt wird und es sich meist um ältere Patienten handelt. Prognose
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Linus Geisler: INNERE MEDIZIN. 18. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage, Stuttgart Berlin Köln, 2002
© 1969/2002 W. Kohlhammer Verlag
Autorisierte Online-Veröffentlichung: Homepage Linus Geisler - www.linus-geisler.de
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