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Linus Geisler: Arzt und Patient - Begegnung im Gespräch   © Pharma Verlag Frankfurt 
Glossar
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Abwehrmechanismen: Verarbeitungsprozesse, die häufig unbewusst ablaufen, realitätsverzerrend sind und das Ziel haben, Bedrohung und Angst zumindest vorübergehend zu bewältigen (z. B. durch Verdrängung, Regression, Identifikation, Projektion, Kompensation, Rationalisierung oder Reaktionsbildung).

aktives Zuhören: aufnahmebereite Zuwendung.

Angst: ein Gefühl, durch etwas nicht konkret Identifizierbares bedroht zu sein. Es ist eine objektlose, intensive Furcht, ein Sich-ausgeliefert-Fühlen, das keine gezielten Gegenmaßnahmen zulässt (DAHMER und DAHMER).

Appell: ein Aufruf, Anruf oder Mahnruf, etwas zu tun oder zu unterlassen (R. LAY); der Appell kann offen oder versteckt sein.

attending behaviour: aufnahmebereite Zuwendung; die Fähigkeit, jemandem die ungeteilte Aufmerksamkeit zuzuwenden bzw. ihm volle Beachtung zu schenken (s.a. aktives Zuhören).

Ausdruck: die körperliche Widerspiegelung von Gefühlen. Sichtbarwerden psychischer Zustände oder Vorgänge in körperlichen Erscheinungen, Verhaltensweisen, Handlungen und Handlungsresultaten (R. LAY). Formal lassen sich körperlicher, emotionaler und stimmlicher Ausdruck unterscheiden.


Bagatellisierung: ein unangemessenes Herunterspielen von Problemen.

Blockierung: eine emotional bedingte Gesprächspause.


Code: eine für eine bestimmte Gruppe von Menschen determinierte Weise, Vorstellungen sprachlich auszudrücken (R. LAY). Es können unterschieden werden: ein entwickeltes Sprechmuster (elaborated code = EC) und ein beschränktes Sprechmuster (restricted code = RC).

Compliance: die Bereitschaft, eine medizinische Empfehlung auszuführen.

Coping: Auseinandersetzungsprozess, der zur Bewältigung eines Problems führt.


Distanzverlust: der Verlust der notwendigen Kontrolle der eigenen Reaktion auf Äußerungen des Gesprächspartners (DAHMER und DAHMER).


Einfühlung: das Gefühl des anderen selbst zu erleben und es ihm mitzuteilen, d.h. mit den Augen des anderen sehen, mit den Ohren des anderen hören, mit dem Herzen des anderen fühlen (DAHMER und DAHMER).

Empathie: das Erleben eines anderen so vollständig und genau nachvollziehen, als ob es das eigene wäre, ohne jemals diesen "Als-ob-Status" zu verlassen (BIERMANN/RATJEN).


Fragen: der verbalisierte Wunsch nach einer bestimmten Information; es lassen sich geschlossene (Entscheidungsfragen, strukturierte Fragen) und offene (nichtstrukturierte) Fragen unterscheiden.

Furcht: das Gefühl einer bestimmten, identifizierbaren Bedrohung, nicht (oder nicht ohne Aufwand) ausweichen zu können.


Gesprächspause: eine kurzfristige Gesprächsunterbrechung. Die freiwillig eingelegte Gesprächspause ist eine Entscheidungs- oder kommunikative Pause, die unfreiwillige Gesprächspause kommt durch Blockierungen oder Unterbrechungen zustande.


Identifikation: ein Abwehrmechanismus, mit dem man fremde, aber erwünschte Persönlichkeitsmerkmale oder Sachmerkmale sich selbst zuschreibt, um die Angst vor der eigenen Schwäche zu dämpfen (DAHMER und DAHMER).

Information: Beseitigung von Unwissen.

Interaktion: Gegenseitigkeit des Austauschs von Informationen, das Hin- und Herfließen von Gedanken und Gefühlen, Einstellungen und Meinungen zwischen Menschen (DAHMER und DAHMER).

Interpretationsfragen: Fragen, die Schlussfolgerungen enthalten, die aus den Aussagen des Gesprächspartners oder seinem Verhalten gezogen werden können.


Katalogfragen: Fragen, die eine Auswahl an Antworten anbieten.

Kommunikation: im weitesten Sinne ein Vorgang, bei dem Sender und Empfänger Nachrichten austauschen mit dem Ziel, sich zu verständigen. Kommunikation im engeren Sinne bedeutet den Austausch von Signalen zwischen Lebewesen, die der Bedeutungsvermittlung und Verständigung dienen. Zwischen Menschen bedeutet Kommunikation das Bemühen, soziale Kontakte aufzubauen, zu vertiefen oder zu erhalten (R. LAY).

Kompensation: ein Abwehrmechanismus, bei dem Ersatzziele angestrebt werden, um die Angst vor der Frustration zu vermeiden, dass die eigenen Ziele nicht erreicht werden können oder dürfen, weil sie nicht anerkannt werden (DAHMER und DAHMER).

Konflikt: Unvereinbarkeit von Motiven, Handlungstendenzen und Verhaltensweisen; Konflikte können intra- oder interpersonell entstehen.


Mitleid: mit anderen leiden, indem wir uns in die seelische oder körperliche Lage des anderen versetzen; nicht zu verwechseln mit Empathie, Einfühlung oder Sympathie.

Motivation: Menschen zu bestimmten Handlungen oder Verhaltensweisen durch Überzeugung bewegen.


Nonverbale Kommunikation: Mitteilung von Informationen mit Hilfe von Zeichen, Gesten, Haltungen, Ausdrucksbewegungen und Berührungen (DAHMER und DAHMER).


Problem: Spannung (Diskrepanzerlebnis) zwischen einem unerwünschten Ist-Zustand und einem erwünschten Soll-Zustand (DAHMER und DAHMER). Probleme sind unerwünschte Zustände, die man ändern will.

Projektion: ein Abwehrmechanismus, mit dem unerwünschte eigene Gefühle anderen zugeschrieben werden, um die eigene Angst vor diesen Gefühlen zu dämpfen (DAHMER und DAHMER).


Reflexionsfragen: Fragen, die einen Teil dessen, was der Gesprächspartner gesagt hat, wiederholen.

Regression: ein Abwehrmechanismus, bei dem komplexere Befriedigungsformen von einem, mehreren und unter Umständen allen Motiven einer Person durch primitivere Befriedigungsformen ersetzt werden. Regression ist der Rekurs einer Person auf ein primitiveres (früheres) Niveau der Motivationsentwicklung (W. TOMAN).

Resonanz: die Gesamtheit der Reaktionen eines Gesprächsführenden auf die Inhalte der Äußerungen seines Klienten (DAHMER und DAHMER).


Selbstdarstellung: ein aktiver Vorgang, durch den im Sprechen über die gesprochene Information hinaus etwas über den Sprecher selbst ausgesagt wird. Elemente der Selbstdarstellung sind der sprachliche Ausdruck (Phonetik), die sprachliche Gestaltung (Stil, Formulierung, Wortschatz) und der somatische Ausdruck (Mimik, Gestik).

Selbstwertgefühl: das Bewusstsein der eigenen Geltung; sie beruht auf der Anerkennung, Zuneigung und Bewunderung durch andere oder auf der Meinung, die man von seinem eigenen Wert hat (DAHMER und DAHMER).

Sondierungsfrage: gezielte Frage, um eine ganz spezifische Information zu gewinnen.

Spiegeln: Wichtige, das aktive Zuhören ergänzende Gesprächstechnik. Der Gesprächsführende spiegelt seinem Gesprächspartner das Verstandene mit eigenen Worten wider (Paraphrasieren). Verbalisieren bedeutet, die emotionalen Erlebnisinhalte des Klienten in Worte zu fassen.

Sprache: Ausdruck und Darstellung von Gedanken, Gefühlen und Willensregungen durch sinnvolle Zeichen; je nach dem Sprachträger lassen sich Zeichensprache, Gebärdensprache, Lautsprache und Wortsprache unterscheiden.

Sympathie: die wertende Zustimmung zu den Gefühlen, Ideen und dem Geschmack des anderen (DAHMER und DAHMER).


verbale Kommunikation: Kommunikation in Form von Worten und Sätzen.

Verdrängung: der wichtigste Abwehrmechanismus; dabei werden vom Ich nicht zu bewältigende Motive, Affekte und Vorstellungen in einem überwiegend unbewussten Prozess nicht ins Bewusstsein aufgenommen oder von ihm abgespalten (L. R. SCHMIDT).

Verständnis: die Fähigkeit, mit Hilfe des Denkens zu Begriffen und Schlussfolgerungen (Urteilen) zu kommen und rationale Einsicht in die Motive des Denkens und Handelns eines Klienten zu gewinnen.

Verstehen, projektives: Der Hörende projiziert seine Wünsche, Interessen, Bedürfnisse, Ängste und Befürchtungen in das Gehörte hinein.

Verstehen, selektives: Der Hörende hört nur das heraus, was in die eigene Vorstellungswelt passt.

Vorurteil: emotional besetzte erkenntnisähnliche Inhalte (R. LAY).


Wort: einfachster sprachlicher Bedeutungsträger.


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Linus Geisler: Arzt und Patient - Begegnung im Gespräch. 3. erw. Auflage, Frankfurt a. Main, 1992
© Pharma Verlag Frankfurt 

Autorisierte Online-Veröffentlichung: Homepage Linus Geisler - www.linus-geisler.de

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